Electrisize 2019: Interview mit „Timbo“
25. Juli 2022Tim ist DJ, Produzent und Tim hat sich einen Traum erfüllt. Schon seit mittlerweile zehn Jahren veranstaltet er Jahr für Jahr mit vielen, vielen Helfern das „Electrisize Festival“ in Erkelenz. Passend zum Jubiläum hat Yousic ihm einige Fragen zum Festival gestellt.
Ein eigenes Festival – ein Traum, den viele DJs und Musikanten haben. Tim hat sich diesen Traum erfüllt und musste dafür einen langen, steinigen Weg gehen. Doch er hat es geschafft und das „Electrisize Festival“ etabliert. Seit 2009 findet das Festival jeden Sommer in Nordrhein-Westfalen statt und begeistert tausende Besucher. Geniale Line Ups, Abwechslung und ein liebevolles Bühnendesign sind das Aushängeschild dieses Festivals. Und auch dieses Jahr soll das nicht zu kurz kommen, denn vom 9. – 10. August 2019 findet das Festival erneut statt und zieht wieder viele Besucher nach Erkelenz.
Das Interview mit Gründer und Disc Jockey Timbo
Das Electrisize Festival existiert seit 2009, somit findet es dieses Jahr zum zehnten Mal statt. Über die Jahre stetig gewachsen, zählt das Festival heute zu einem sehr etablierten in der Branche.
Du, Tim, bist der Gründer des Festivals, wie würdest du den Weg des Festivals rückwirkend beschreiben?
Hey! Erstmal vielen Dank für das Interview. Der Weg war einfach geil. So viel, wie wir gelernt haben, wie wir menschlich daran gewachsen sind – das ist unbeschreiblich. Ich würde alles noch mal genauso machen, auch die Fehler. Aus Fehlern lernt man und man muss auch mal Fehler machen. Es war kein holpriger aber sehr langer Weg. Wir mussten uns viel selber beibringen, was das Ganze zu einem sehr lehrreichen Unterfangen machte. Ich glaube aber, dass wir dank unseren Familien und Freunden und der Liebe, die wir in diesen Plan gesteckt haben, ein geiles Festival aufzuziehen. Wir probieren immer den Grundgedanken eines Musikfestivals hochzuhalten, das ist vermutlich etwas, was die Leute bei uns mögen. Genauso wie das Familiäre, ich glaube, dass die Besucher auch das sehr schätzen.
In den letzten Jahren hat sich die Szene extrem gewandelt. Du bist neben deiner Tätigkeit als Veranstalter auch als DJ auf dem Festival tätig, weshalb du natürlich auch den Blick von Seiten dieser hast. Was würdest du sagen war die größte Veränderung in den letzten Jahren? Vor allem auch musikalisch?
Ich glaube, dass die größte Veränderung einfach ist, dass die Leute sehr viel erwarten. Gerade von Clubs. Man erwartet selbst dort dieses Festivalfeeling. Das ist einfach nicht machbar. Aber auch das „Ausgehverhalten“ der Leute ist ganz anders geworden. Man geht nicht mehr jede Woche feiern, das hat sich alles reduziert. Das sieht man ja schon daran, dass immer mehr Clubs sterben.
Musikalisch ist das alles sehr vielfältig, bei mir jedenfalls. Man merkt aber schon, dass die Tendenz mehr in Richtung der härteren Stile geht.
Wie ist die Idee, dieses Festival überhaupt zu gründen, entstanden? Was hat euch motiviert?
Die Idee ist daraus entstanden, dass wir selbst „nichts“ hatten. Michael und ich hatten Lust, was eigenes zu machen. Wir haben uns da ein wenig inspirieren lassen von den anderen großen Festivals, wollten sowas auch erschaffen. Dann haben wir uns einen Park gemietet, zum Glück kannten wir dort jemanden und haben losgelegt.
Vieles wird vermutlich auch während der Planung nicht so gelaufen sein, wie man es sich dachte. Was waren Hürden und wie habt ihr sie gemeistert?
Klar, es geht vieles schief. Aber im Großen und Ganzen ist eigentlich alles immer gut gelaufen, also drei Mal auf Holz klopfen, wie man so schön sagt. Klar, wenn das Wetter mal nicht mitspielt, muss man etwas umdisponieren. Aber dank der vielen Freunde, die sich am Festival beteiligen, kriegen auch das eigentlich immer gemeistert.
Das Line Up des Festivals ist jedes Jahr sehr vielfältig. Wonach entscheidet ihr, wer ins Line Up kommt und wer nicht? Was muss ein „DJ“ haben, um für solch ein Festival gebucht zu werden?
Definitiv! Wir haben mehrere Stages: Hardstyle, Tapuya, Blackout (HipHop) aber auch unkommerzielles wie Dubstep, Trap und so weiter. Wir suchen immer nach Newcomern, Musiker, die kurz vor dem Durchstarten sind. Auch Avicii war vor seinem großen Durchbruch bei uns, aber auch Don Diablo, Oliver Heldens – das ist unser Markenzeichen. Wir versuchen die Leute vor ihrem riesen Erfolg zu buchen. Kleines Beispiel: Letztes Jahr ist uns mit Jebroer ein richtig guter Fang gelungen. (Anm. d. Red.: Jebroer wurde 2017 durch „My Gabber“ ft. Scooter bekannt)
Du bist selbst als DJ und Produzent viel unterwegs. Vor kurzem hast du erst einen Track bei „Revealed“ released – was ist das für ein Gefühl, wenn man mit dem, was einem Spaß macht, solch einen Erfolg hat?
Ja, also bei Revealed zu releasen ist halt echt ein absoluter Traum. Es ist einfach geil, anders kann ich das nicht beschreiben. Für mich ist das einfach unbeschreiblich. Und zum zweiten Teil: Unabhängig vom Erfolg, Spaß hätte ich natürlich trotzdem.
Selbst auflegen und Organisator sein – das ist vermutlich viel Stress. Wie meisterst du diesen Stress, gibt es für dich Ruhepausen?
Eigentlich gar nicht. Ich brauch diesen Stress, ehrlich gesagt. Ich steh da mega drauf. Natürlich ist’s cool, wenn alles läuft, aber ich bin überhaupt kein Mensch, der mit Stress nicht umgehen kann. Ich arbeite gerne unter Stress.
Was sind eure Ziele für die kommenden Jahre? Gibt es vielleicht sogar „Träume“ die man gerne realisieren würde? Wunsch-Acts zB?
Ziele sind das Wachstum, wir wollen aber das Familiäre trotzdem beibehalten. Wunsch-Acts haben wir definitiv, dazu darf ich aber noch nichts verraten, da ich sonst vielleicht etwas für das Jubiläum spoilern würde.
Du produzierst ja auch eigene Musik. David Guetta sagt in einem Interview mal, dass das reine Auflegen heute einfach nicht mehr reichen würde, viel wichtiger sei es, sich selbst in seiner eigenen Musik widerzuspiegeln. Würdest du das bestätigen?
Ja, Musik produzieren ist auf jeden Fall wichtig. Man zeigt durch seine eigene Musik den eigenen Stil und kann viel Reichweite generieren. Wenn ein Track von dir im Radio läuft oder von großen DJs gespielt wird, wirst du gesehen oder bist vielleicht sogar weltweit bekannt.
Und auch für das eigene Gefühl: Wenn dein Track auf einem riesen Festival läuft und du die Menschen erreichst – das ist doch das beste Gefühl, was ein Musiker haben kann!
Henne oder Ei: Die einen fangen an, Platten aufzulegen, die anderen müssen das tun, weil sie plötzlich durch ihre Musik bekannt geworden sind. Was kam bei dir zu erst? Das Auflegen oder das Produzieren?
Bei mir kam auf jeden Fall das Auflegen zu erst. Am Anfang auf Geburtstagen, später dann auch als Resident.
Momentan ist Hardstyle voll im Trend, ebenso wie Goa. Denkst du, diese Strömungen fließen in das Electrisize mit ein?
Genau! Hardstyle ist voll im Trend. Wir haben ja auch unsere Hardstyle-Stage, die super angenommen wird. Also man merkt das extrem. Ich habe letztes Jahr selber sehr viel Hardstyle gespielt – sogar auf der Mainstage. Na klar, wir sind auch sehr in der Nähe von den Niederlanden, Belgien, vielleicht hat das auch Auswirkungen auf uns. Die Leute feiern es aber auf jeden Fall.
Das Line Up ist noch nicht bekannt, aber vielleicht kannst du uns ja schon einmal ein paar Hinweise geben, worauf wir uns so freuen können?
Leider nein. Aber ihr dürft sehr gespannt sein, ich feier auf jeden Fall einige Acts schon sehr!
Erkelenz liegt nah an der Grenze zu Belgien und Holland. Fließen die Trends und Strömungen dieser Länder auch mit in die Planung des Festivals?
Ganz klar! Die Holländer sind eigentlich immer Vorreiter, machen sehr viel Richtig. Das sieht man ja schon an den DJs: Die größten, bekanntesten DJs kommen aus den Niederlanden. Gerade Hardstyle-Acts. Klar, da schaut man sich bestimmt auch mal was ab, man machts nicht nach aber als Inspiration dienen die Holländer schon.
Deine Tracks sind sehr melodisch, gehen voran – Sorry, I’m a F**king DJ geht extrem voran. Wie würdest du deinen Stil beschreiben? In welcher Richtung des EDM fühlst du dich am wohlsten?
Danke dafür! Du hast damit meinen Stil eigentlich auch schon beschrieben – geht voran. In ein Genre würde ich mich, getreu des Mottos „F*ck Genre“, nicht reinpressen lassen. Ich mach, worauf ich bock hab.
Was sind deine persönlichen Highlights? Du hattest viele Bookings, auch 2019 kommen enorm viele: Wo hats am meisten Spaß gemacht und was ist dir am Besten in Erinnerung geblieben?
Meine persönliches Highlights waren die Festivals, natürlich auch das Electrisize. Man legt in seiner Hometown auf, bekommt mega Support. Das ist einfach mein Baby und für mich definitiv immer das Highlight des Jahres. 2019 wird aber definitiv noch geiler.
Du sagtest vorhin, Fehler müssen gemacht werden. Schon mal den falschen Track pausiert, als der Übergang kam?
Fehler – klar. Ich hab auch schon einen Übergang verhauen, ich denke, dass ist jedem mal passiert. Ich glaube das ist menschlich. Mir ist auch schon mal ein Track ausgefallen, im Set beim Electrisize. Aber ich glaube, da ist auch niemand böse – ist ja keine Absicht.
Vor tausenden Menschen auflegen, ein voller Terminkalender – du bist ein gefragter DJ. Bleibt da noch viel Zeit für sich selbst?
Ja, Terminkalender ist voll. In der Woche habe ich dann natürlich mehr Zeit, als andere. Aber wenn ich am Wochenende mal frei habe, versuche ich die Zeit für Freunde zu nutzen, mit denen Spaß zu haben und mich vom Auflegen etwas zu distanzieren.
Dont Stop, der Track mit der Gitarre, die im Build Up noch extrem episch wird, dein Remix zu DHTs Listen To Your Heart: Von all deinen Tracks, was ist dein Favorit?
Meine absoluten Favoriten sind „Dont Stop“, „Watcha“ und „New Wave“.
Wie bereitest du dich auf deine Auftritte vor? Hast du manchmal noch Lampenfieber?
Ich bin, was das angeht immer sehr gut organisiert. Ich packe alles immer einen Tag vorher. Ich muss aber gestehen, wenn dann mal was nicht nach Plan läuft, muss ich mich auch erst einmal immer umorganisieren. Zum Glück habe ich dafür immer noch Ausweichsets vorbereitet. Zum Thema Lampenfieber: Vor dem Auftritt laufe ich meistens immer hin und her und versuche immer irgendetwas zu machen.
Turntables vs. CDJs und wenn CDJs: Pioneer CDJ Nxs2 oder Denon Prime SC?
Da ich selten mit Turntables auflege, bevorzuge ich CDJs, natürlich von Pioneer, weil das einfach Standard-Equipment ist. Klar, es gibt ja diese riesige Diskussion, dass man nur richtiger DJ ist, wenn man auf Turntables spielt aber selbst ich kenne viele HipHop DJs, die CDJs einfach komfortabler sind. Es gibt natürlich auch DJs wie Teddy-O oder Eskay83, die wirklich gut performen können auf Turntables, aber ich brauche keine krassen Effekte – das Publikum merkt das meist sowieso nicht.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, diese Fragen zu beantworten! Als letztes würde ich dich noch einmal fragen, was du zukünftigen DJ‘s oder Lesern, die vielleicht selbst vom eigenen Festival träumen, mit auf den Weg geben kannst?
Ich glaube, egal was man macht: Es muss aus Liebe passieren. Wenn man was aus Gründen des Geldes macht, wird es nie so gut werden, wie durch Herzblut. Zieht euer Ding durch, lasst euch nicht zu viel gefallen. Das wichtigste ist einfach: Habt Spaß dabei.
Was noch wichtig ist
Einen ganz besonders guten Eindruck von Timbo und vom Electrisize-Festival bekommt ihr, wenn ihr euch sein DJ Set von letztem Jahr anschaut. Viel Abwechslung, geniale Crowd und tolle Trackauswahl. Wir hoffen, euch hat das Interview gefallen und wenn ihr jetzt noch Fragen habt, dürft ihr diese gerne in den Kommentaren stellen.